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ProCent: Das Leben ist doch ein Ponyhof

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Ich treffe die Kinder das erste Mal an einem Mittwoch im April vor dem Mercedes-Benz Museum. Sie sind sichtlich aufgeregt, als sie auf das Museum zugehen, die Jungs dabei vielleicht noch etwas mehr als die Mädchen. Zu den neun Kindern kommen noch fünf Betreuer dazu, denn es ist keine „gewöhnliche“ Ausflugsgruppe. Es sind Kinder mit Behinderung oder mit Verhaltensauffälligkeiten, Kinder, die sonst auf der Gustav-Heinemann-Schule in Pforzheim heilpädagogisches Reiten in Anspruch nehmen können.

Da einmal in der Woche 15-30 Minuten mit dem Pferd zu arbeiten aber oftmals zu wenig ist, kam die Idee eines einwöchigen Aufenthalts auf einem Reiterhof zustande. Hier kommt das ProCent Projekt von Yildiran Karagoez (RD/OEM) ins Spiel.

Schon als Jugendlicher hat er mit Behinderten gearbeitet und wollte etwas Gutes tun. Karagoez engagiert sich so oft es geht ehrenamtlich beim heilpädagogischen Reiten, denn bei der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen merkt er immer wieder, wie marginal die eigenen Probleme sein können. Durch seinen Einsatz und die Hilfe von ProCent konnte eine Woche Reitlager auf dem Sonnenhof in der Nähe von Stuttgart finanziert werden. Mitte April war es dann endlich soweit.

Die Kinder arbeiten die ganze Woche nur mit einer Pferdestärke. Sie sitzen aber nicht den ganzen Tag nur auf dem Pferd, es gibt auch ein umfangreiches Rahmenprogramm. Die Kinder beschäftigen sich mit den vielen anderen Tieren auf dem Sonnenhof, basteln oder kochen gemeinsam. So kommt es, dass ich die Gruppe in Begleitung von Yildiran Karagoez an diesem Nachmittag bei ihrem Ausflug ins Museum begleiten darf. Dieser Teil des Rahmenprogramms beinhaltet zur Abwechslung ein paar PS mehr. Wir sind eine ziemlich große Gruppe und es bricht auch direkt ein kleines Chaos aus, da die Jungs und Mädchen mit den ausgehändigten Audioguides zuerst nicht klarkommen. Als dieses technische Problem behoben ist, kehrt aber wieder Ruhe ein und die Jungs bestaunen die alten Autos. Zum Glück haben wir Herr Karagoez mit dabei, er kann die vielen, teilweise sehr technischen Fragen der Kinder rund um die Autos beantworten und ihnen erklären wie z.B ein Kompressor funktioniert. Besonderes Interesse wecken die zwei Fahrsimulatoren am Ende der Ausstellung. Es dauert dann auch eine Weile, bis alle einmal damit gefahren sind. Danach sind aber alle glücklich und es geht für die Gruppe auch schon wieder zurück zum Sonnenhof.

Am Donnerstag fahre ich dann selbst zum Sonnenhof, um mit eigenen Augen zu sehen, was man bei einer Reittherapie denn eigentlich macht. Dort angekommen, kommen die Jungs und Mädchen gerade aus der Küche, sie haben eben den Pizzateig fürs Mittagessen vorbereitet. Zusammen mit Christine Kaiser, Lehrerin an der Gustav-Heinemann-Schule und Leiterin dieser Reiterwoche, wird das heutige Tagesprogramm besprochen. Es gibt keinen festen Ablaufplan, das Programm soll jeweils auf die Kinder abgestimmt werden können.

Heute wollen nämlich nicht alle reiten und so gibt es an diesem Tag eine Gruppe, die einen Spaziergang mit den Eseln des Sonnenhofes macht. Ich schließe mich aber der Reitgruppe an und gehe mit den fünf Kindern zum Pferdestall. Dort wartet bereits Samson auf uns, das Therapiepferd. Zur Therapie gehört natürlich nicht nur das Reiten, sondern auch Stallpflege und das Pferd zu putzen, was die Kinder, unter Aufsicht der Betreuerinnen, mal mehr oder weniger gerne tun. Aber auch das sollen die Kinder lernen.

Mit einem frisch gestriegelten Pferd geht es in die Reithalle. Samson wird auf seinen Runden von jeweils drei Betreuerinnen geführt, die aufpassen, dass das Pferd ruhig bleibt und keiner runterfällt. Beim heilpädagogischen Reiten soll man sich voll und ganz auf das Pferd zu konzentrieren und dabei verschiedene Übungen machen, so werden kognitive und motorische Fähigkeiten gefördert. Man soll ein Gefühl für das Pferd bekommen und die Kinder müssen zum Beispiel mit geschlossenen Augen sagen können, welches Bein das Pferd gerade bewegt. Weitere Übungen sind Gleichgewichtsübungen, bei denen die Kinder mit ausgestreckten Armen auf dem Pferd sitzen oder die Arme langsam kreisen lassen.

Für mich ist es total spannend zu beobachten, wie die Kinder auf das Pferd reagieren. Besonders Marvin, der einzige Junge, der sich der heutigen Reitgruppe angeschlossen hat, verblüfft mich. War er doch tags zuvor im Museum und auch eben noch beim Putzen total aufgekratzt und konnte keine Minute still stehen, sitzt er nun ganz ruhig auf dem Pferd und man merkt richtig, wie er sich entspannt. Besonders berührend ist es, wie er dem Pferd „um den Hals fällt“ bevor er wieder absteigt. Oder Hannah, die sonst sehr schüchtern und in sich gekehrt war, aber auf dem Pferd völlig selbstsicher sitzt und sich direkt traut, beide Hände loszulassen. Überhaupt ist es richtig schön mit anzusehen, wie viel Freude die Reitstunden den Kindern machen, oder wie sie aufblühen, sobald sie auf dem Pferd sitzen. Auch den Stolz, den die Jungs und Mädchen empfinden, wenn sie alle Übungen gemeistert haben, kann man deutlich sehen. Nach ca. eineinhalb Stunden ist das Ganze dann schon wieder vorbei. Ich sehe noch kurz nach der Gruppe, die mit den Eseln spazieren war. Leider kann ich dann nicht mehr zum Mittagessen bleiben, die selbstgemachte Pizza hat bestimmt super geschmeckt. Aber es hat sehr viel Spaß gemacht, die Kinder und die Betreuer kennen zu lernen. Und besonders viel Spaß hat es den Kindern gemacht, die dank ProCent in den Genuss einer Woche auf dem Sonnenhof gekommen sind.


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